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© LYX |
| Alexis Hall |
Verlag: LYX 2023
Seiten: 480
ISBN: 978-3736320659
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
ISBN: 978-3736320659
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Charmante Handlung, überdrehte Umsetzung
Sam will das Gespräch mit seinem einschüchternden Chef vermeiden, da es um mögliche Entlassungen geht. Als er sich während des Treffens den Kopf stößt, gibt er vor, sein Gedächtnis verloren zu haben. Was zuerst wie ein schlauer Ausweg scheint, wird schnell zu einem Problem. Denn nun entdeckt Sam eine völlig neue Seite an seinem Chef. Er beginnt, unerwartete Gefühle für ihn zu entwickeln.
Mir hat „Boyfriend Material“ von Alexis Hall sehr gut gefallen. Daher wollte ich mehr von diesem lockeren, warmherzigen Stil lesen.
„The Lost Memory Project“ bietet eine herrlich absurde Ausgangslage. Der überforderte Filialleiter Sam stößt sich im Gespräch mit seinem einschüchternden Chef den Kopf. Kurzerhand gibt Sam vor, das Gedächtnis verloren zu haben. Es fängt als Notlüge an und entwickelt sich zu einer Geschichte über zweite Chancen, unerwartete Nähe und die Kunst, hinter die Fassade eines Menschen zu blicken.
Sam ist ein herzensguter, aber auch ausgesprochen unbeholfener Protagonist. Im Job überlässt er den Angestellten oft das Feld ohne wirklich einzugreifen. Nicht einmal dann, wenn sein Verhalten und seine Gutmütigkeit dem Unternehmen schaden. Dabei ist die Loyalität seinen Mitarbeiter:innen gegenüber bewundernswert. Denn er macht sich für sein Team stark und spricht sogar persönlich bei Jonathan, seinem Chef, vor, um die Jobs des Teams zu retten.
Jonathan ist der rationale Gegenpart. Ich empfand ihn als nachvollziehbar gezeichnet. Seine unternehmerischen Entscheidungen sind meiner Meinung nach konsequent, sein Verhalten in finanzieller Sicht ist verständlich. Im Lauf der Handlung blickt man hinter sein kühles Auftreten und findet dahinter Wärme und Verletzlichkeit.
Die Grundidee des Romans fand ich nett. Ein Mann täuscht Amnesie vor und zieht gezwungenermaßen bei seinem Chef ein. Das hat viel Potential für charmantes Chaos und leise Romantik. Tatsächlich gelingt es Alexis Hall, diese Ausgangslage anfänglich unterhaltsam zu entfalten.
Die Handlung verläuft dabei eher gemächlich, nur hätte sie sich stärker auf die Entwicklung zwischen Sam und Jonathan konzentrieren können. Ab ungefähr der Hälfte des Romans treten zahlreiche Nebenfiguren auf. Insbesondere wird vielen Familienmitgliedern Raum gegeben, was die Liebesgeschichte in den Hintergrund drängt. Auf mich hat das überladen gewirkt und mir ist der Fokus der Handlung abhanden gekommen. Zwar war der Verlauf insgesamt nachvollziehbar, aber das Liebesknistern blieb für mich vollkommen auf der Strecke. Meinem Geschmack nach wäre weniger mehr gewesen, um Platz für die Zwischentöne zwischen den Protagonisten zu schaffen.
Zudem dominieren zunehmend slapstickhafte Elemente. Anfangs hat mich die Situationskomik und der amüsante Grundkonflikt gut unterhalten. Doch die zweite Hälfte kippt ins Überdrehte. Vor allem die vielen, teils schrillen, Familienszenen sind laut, chaotisch und wollen mit aller Macht witzig sein. Für mich war das irgendwann zu viel des Guten. Der Humor wirkte gezwungen und hat die Handlung um leise Töne betrogen. Diese überzogene Komik überdeckte das subtile Knistern, das ich mir gewünscht hätte.
„The Lost Memory Project“ ist wie ein gemütlicher Familienfilm mit romantischen Einschlag. Es ist unterhaltsam, warmherzig, aber mit wenig emotionaler Tiefe. Für Leser und Leser:innen, die sich an grellen Familienauftritten nicht stören und gerne über skurrile Situationen schmunzeln ist es sicherlich perfekte Unterhaltung mit einem liebenswerten Kern. Mir persönlich war es eine Spur zu laut und überdreht.
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MEINE BEWERTUNG
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